Die Gewinner des 21. Innovationspreises der Region Göttingen werden ausgezeichnet
Im vollbesetzten Deutschen Theater in Göttingen wurden am Abend bei einer feierlichen Gala neun Preise und drei Sonderpreise an die insgesamt 108 Bewerbungen vergeben.
Unter den Teilnehmenden waren mittelständische Unternehmen, weltweit agierende Konzerne und Bildungseinrichtungen, aber auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende sowie soziale Projekte und Initiativen. Entsprechend des diesjährigen Mottos „Meilensteine setzen“ erhielten die Preisträger einen stilvollen Graphitwürfel als Trophäe. Veranstalter des Wettbewerbs waren in diesem Jahr zum ersten Mal Landkreis und Stadt Göttingen gemeinsam. Im nächsten Jahr wird sich auch der Landkreis Northeim daran beteiligen. Für die Bewerberinnen und Bewerber des diesjährigen Wettbewerbs war dieser Abend wieder eine gute Möglichkeit, sich auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.
„Der Innovationspreis ist inzwischen eine Marke für sich, ein Qualitätssiegel. Wer hier erfolgreich ist, stellt die Wettbewerbsfähigkeit seiner Idee unter Beweis. Das hat Vorbildfunktion. Der Preis gibt den gewürdigten Innovationen eine öffentlichkeitswirksame Aufmerksamkeit und trägt dazu bei, dass Pioniere sichtbar werden und Anerkennung erhalten. Mehr als 100 Bewerbungen aus einem breit gestreuten Spektrum an Teilnehmenden präsentieren auch in diesem Jahr das Potential für Innovation in Südniedersachsen“, sagt Landrat Marcel Riethig. Die langjährige enge Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Umweltministerium mache deutlich, dass der Wettbewerb Strahlkraft über die Region hinaus erlangt habe. Auch der Innovationspreis selbst müsse sich stetig weiterentwickeln und bestehend Prozesse hinterfragen, betonte der Landrat. Dazu gehöre auch, dass man im nächsten Jahr den Kreis der Kooperationspartner um den Landkreis Northeim erweitere und die interkommunale Zusammenarbeit weiter verfestige.
Erstmals in diesem Jahr ist die Stadt Göttingen offizielle Kooperationspartnerin des Wettbewerbs. „Der Innovationspreis trägt dazu bei, den Pioniergeist zu fördern und das darin liegende Potenzial freizulegen. Davon profitiert Göttingen als bedeutender Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort, insbesondere für den Bereich der Life Science“, unterstreicht Göttingens Oberbürgermeisterin Petra Broistedt. Sie freue sich, dass die gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis Göttingen auch in diesem Projekt fortgesetzt werden könne.
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer vergab den mit 10.000 € dotierten Klima-Innovationspreis Niedersachsen. Über diesen Gewinn freute sich das Unternehmen aerogel-it GmbH aus Osnabrück, was sich gegen 50 Mitbewerber*innen durchsetzen konnte. Mit dem neuartigen Produkt von ökologischen Superdämmstoffen, das dazu beiträgt, Gebäudehüllen zu dämmen, ist dem Unternehmen ein Durchbruch für die Wärmewende gelungen. „Wie wichtig dieses Thema ist, haben die letzten Jahre gezeigt. Dafür danke ich dem Preisträger und allen teilnehmenden Unternehmen herzlich“, so Meyer.
GRÜNDER UND JUNGUNTERNEHMER*INNEN
Neues Recyclingverfahren von Silizium auf Solarmodulschrott
In der Kategorie Gründer*innen und Jungunternehmen*innen traten 38 Bewerberinnen und Bewerber an. Den ersten Platz gewann die Green Elephant Biotech GmbH aus Gießen. Das Startup entwickelte ein neuartiges Einweg-Zellkulturgefäß mit hoher Skalierbarkeit und Automatisierungspotenzial, welches im 3D-Druck hergestellt wird. Den zweiten Platz belegt die AT Solid GmbH, die sich vor kurzem in Duderstadt angesiedelt hat. Dort werden unter künstlichen Umgebungsbedingungen Mikroalgen in einem innovativen Produktionsverfahren industriell für den Lebensmitteleinzelhandel, Naturkosmetik und weitere Anwendungsfelder gezüchtet. Das StartUp Circular Silicon GmbH aus Braunschweig erhielt den dritten Platz. Die Vision von Circular Silicon ist der Aufbau einer Recyclinganlage, die Silizium zurückgewinnt und damit dazu beiträgt, dass Silizium von Solarmodulen recycelt wird. Durch dieses Verfahren gelingt eine immense CO2-Einsparung und dem Müllaufkommen der Solarindustrie wird entgegengewirkt.
UNTERNEHMEN BIS 20 MITARBEITER*INNEN
Digitale Rettungskarte setzt einen neuen Sicherheitsstandard in der Rettung verunfallter Personen
Große Vielfalt bewiesen auch die 40 Bewerbungen in der Kategorie mit bis zu 20 Mitarbeiter*innen. Den ersten Platz sicherte sich die HAWK – Fakultät Naturwissenschaften und Technik aus Göttingen. In einem BMBF-Projekt wurde ein fokussiertes Ultraschallverfahren zur nichtinvasiven, präzisen und in Echtzeit steuerbaren Medikamentenabgabe zur Behandlung von Netzhauterkrankungen im Auge entwickelt. Dieses Verfahren ermöglicht eine bisher schmerzhafte und risikoreiche Injektion von Medikamenten in den Augapfel zu ersetzen. Den zweiten Platz erhielt die SAFETY.brands Germany UG aus Cuxhaven. Die Kernkompetenz des Startups liegt in der Entwicklung einer Softwarelösung. Diese verkürzt die technische Rettungszeit bei Verkehrsunfällen um ca. 45 Minuten. Mittels einer digitalen Rettungskarte können ausrückende Einsatzkräfte bereits während der Anfahrt zum Umfallort die Rettungsstrategie festlegen und Informationen zur Person einholen. Platz drei ging an die PROVIREX Genome Editing GmbH aus Hamburg. Die Innovation ermöglicht eine Therapie, welche die Ursachen einer HIV-Infektion bekämpft und Heilung verspricht. Die Produktion eines besonderen Moleküls erlaubt Immunzellen die fehlerfreie Entfernung des HIV-Bauplans aus der Zelle und vermittelt eine Resistenz gegen HIV.
UNTERNEHMEN ÜBER 20 MITARBEITER*INNEN
Ressourcen bei der Verarbeitung pflanzlicher Produkte sparen
In der Kategorie Unternehmen über 20 Mitarbeiter*innen sind insgesamt 30 Bewerbungen von Industrieunternehmen, Forschungsinstituten und Hochschulen eingegangen. Gewonnen hat die Eisenhuth GmbH & Co. KG aus Osterode am Harz. Die Innovation besteht in der Herstellung von Graphit-Bipolarplatten für Brennstoffzellen durch Spritzguss. Dieses Produkt führt zu einer erhöhten Leistungsdichte und einer längeren Lebensdauer von Brennstoffzellen. Den zweiten Platz in dieser Kategorie belegte die TU Clausthal – CUTEC Forschungszentrum aus Clausthal-Zellerfeld. In der Kläranlage Northeim wird derzeit eine technische Anlage aufgebaut, die es weltweit erstmals ermöglicht, Phosphorsäure und weitere Bestandteile in den industriellen Wertstoffkreislauf zurückzuführen und den Klärschlamm reststofffrei zu verwerten. Die Elea Technology GmbH aus Quakenbrück gewann den dritten Platz. Das Unternehmen hat sich auf den Vertrieb von PEF-Anlagen (Pulsed Electric Field) spezialisiert. Dies ist das schnellste und effizienteste Verfahren um pflanzliche Zellen zu öffnen. Es erlaubt die Verarbeitungseigenschaften pflanzlicher Produkte bei der Verarbeitung zu verbessern. Damit kann z.B. bei der Herstellung von Pommes Frites oder Chips das Vorkochen ersetzt werden. Durch einen 90 % reduzierten Energie- und Wasserbedarf im Vergleich zum herkömmlichen Verfahren kann der CO2-Verbrauch erheblich reduziert werden.
ZWEI SONDERPREISE VERGEBEN
Zusätzlich wurden zwei Sonderpreise im Wert von jeweils 3.000 Euro verliehen. Die Sparkasse Göttingen stiftete den Sonderpreis „Integration und Soziales“. Dieser ging an das ÜBAG-Herz- und Gefäßzentrum MVZ aus Göttingen. Die Herzinsuffizienz ist ein komplexes klinisches Syndrom mit der höchsten Mortalität in Deutschland. Durch ein neues Monitoringverfahren können Patienten medizinisch überwacht werden. Mittels einer lückenlosen Erfassung und Datenübermittlung von Vitalparametern wird eine gezieltere und schnellere Behandlung sichergestellt. Das HGZ ist als erstes Telemedizinzentrum in Niedersachsen zugelassen. Der Sonderpreis „Messtechnik“ wurde an die Altosens GmbH aus Osnabrück verliehen. Das Unternehmen wurde 2022 gegründet und ist ein Spin-Off des Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit. Altosens digitalisiert Schraubverbindungen. An bestehenden Maschinen, Anlagen und Infrastruktur können Daten erfasst und Erkenntnisse generiert werden, wo dies bisher nicht möglich war.
PUBLIKUMSPREIS
Zum zweiten Mal wurde in diesem Jahr der Publikumspreis unter den nominierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom MEKOM - Regionalmanagement Osterode am Harz e.V. im Wert von 2.000 Euro vergeben. Hierzu hat das Publikum im Rahmen eines Live-Votings eine Abstimmung für eine der sechs verbliebenen Nominierungen, die nicht unter den Gewinnern war, abgegeben. Gewonnen hat die isophon glas GmbH aus Hann. Münden mit einem Fenster mit hoher Mobilfunkdurchlässigkeit.
SPONSOREN UND PREISGELDER
Unterstützt wurde der von der WRG Wirtschaftsförderung Region Göttingen GmbH in Kooperation mit der GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen mbH organisierte Wettbewerb von den Sparkassen aus Göttingen, Duderstadt und Osterode, der EAM, MEKOM Regionalmanagement Osterode am Harz e.V. sowie dem Wirtschaftsverband Measurement Valley e. V. Die Sieger konnten sich ein Preisgeld von jeweils 3.000 Euro, die Zweitplatzierten von jeweils 2.000 Euro und die Drittplatzierten von jeweils 1.000 Euro sichern.